• Pflege und Hilfsmittel

Pflegefall in der Familie - was tun?

Dr. Jan Olgemöller
Apotheker

Die Frage

Pflegefall in der Familie – was tun? Wie organisiere ich die Pflege und wie kann mich die Apotheke vor Ort unterstützen?

Die Antwort

Dr. Jan Olgemöller
Apotheker

Wenn Angehörige wegen einer Erkrankung oder einer Behinderung über mehr als sechs Monate Hilfe im Alltag benötigen, gelten sie als pflegebedürftig. Trifft dies bei ihrem / ihrer Angehörigen zu, sollten Sie sich zunächst beraten lassen, z.B. beim Sozialdienst in einem Krankenhaus. Außerdem gibt es kommunale Beratungsstellen oder auch das Sozialamt. Aber auch die Pflegekasse / Krankenkasse und der Hausarzt / Hausärztin können Anlaufstellen sein, um Hilfe zu bekommen.

Sie müssen sich überlegen, ob eine Pflege zu Hause in Frage kommt und ob Sie sich an der Betreuung und Pflege beteiligen möchten und können. Außerdem muss der Pflegegrad bestimmt und bei der Pflegekasse beantragt werden. Des Weiteren muss geklärt werden, wer der gesetzliche Vertreter für die pflegebedürftige Person sein wird, wenn dies noch nicht mit Vorsorgevollmachten, Betreuungsverfügung und Patientenverfügungen geregelt wurde.

Je nach Pflegebedürftigkeit muss neben vielen anderen Fragen geklärt werden, ob das häusliche Umfeld geeignet ist oder ob z.B. ein Treppenlift eingebaut werden muss. Ist anstelle der Badewanne eine ebenerdige Dusche sinnvoller? Sind die Türen breit genug für einen Rollstuhl? Wären spezielle Haltegriffe sinnvoll? Ist vielleicht ein Hausnotrufsystem hilfreich?

Ein Pflegedienst kommt (abhängig von Pflegebedüftigkeit und dem jeweiligen Pflegegrad) zwischen 1x täglich oder mehrmals täglich. Bei einer palliativen Situation oder bei intensivpflichtigen Menschen kann es auch eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause geben.

Wenn Angehörige, Freunde oder Bekannte die Pflege eines Menschen übernehmen, zahlt die Pflegekasse Pflegegeld. Bei einer Pflege, die Sie selbst zu Hause leisten, müssen Sie in der Lage sein, körperliche Hilfestellungen und für die Hygiene (Duschen, Zahnhygiene etc.) sorgen zu können. Weiterhin ist es wichtig, sich um die regelmäßige Nahrungs- und Flüssigekeitsaufnahme zu kümmern. Aber auch die mentale Unterstützung ist essentiell; so sollten Sie der zu pflegenden Person Aufmerksamkeit schenken und sie dabei unterstützen, Interessen zu verfolgen sowie den Kontakt zu anderen Menschen fördern.

In der Apotheke bekommen Sie die Hilfsmittel, die Sie für die Pflege eines Angehörigen zu Hause benötigen und eine umfassende, persönliche Beratung. Auch den derzeitigen Betrag von 40€ für Pflegehilfsmittel können Sie in Ihrer Apotheke einlösen. Gerne können Sie darum bitten, ob Ihre Apotheke Ihnen die verschiedenen Tabletten – wenn nötig – für Ihren Angehörigen in einem Blister vorsortiert. Das kann Sie Zeit und Nerven sparen.

Häufig gibt es oft extra geschultes Apothekenpersonal, das Sie zur Stomaversorgung, künstlichen Ernährung oder Inkontinenzprodukten beraten kann. Lassen Sie sich bei bettlägrigen Angehörigen auch zur Dekubitusprophylaxe und Hautpflege in Ihrer Apotheke beraten. Dies gilt insbesondere auch bei Angehörigen mit chronischen Wunden.

Auch wenn Sie Fragen zu Thrombosestrümpfen, Blutzucker- oder Blutdruckmessgeräten oder der Bedienung eines Asthmasprays haben, helfen Ihnen die Apotheker und Apothekerinnen vor Ort kompetent weiter.