• Medizinisches Cannabis

Was versteht man unter bestrahlten Cannabisblüten?

Florian Köster
Apotheker

Die Frage

Warum werden Cannabisblüten bestrahlt und welchen Einfluss hat dies auf meinen Körper?

Die Antwort

Florian Köster
Apotheker

Medizinisches Cannabis muss als pharmazeutisches Produkt definierte Qualitätskriterien erfüllen. Vor allem in Hinsicht auf die mikrobielle Kontamination des Produktes gibt es strenge Richtlinien, da ein Naturprodukt hier besonders anfällig ist. Bei der Inhalation könnten anderenfalls Bakterien oder Pilzsporen in die Lunge gelangen und zu Infektionen führen. Gerade bei erkrankten Patienten mit einem schwachen Immunsystem kann dies zu schwerwiegenden Komplikationen bis hin zu Todesfällen führen.

Die Bedingungen beim Anbau, der Ernte und Verarbeitung sind zwar streng standardisiert, jedoch lassen sich die erforderlichen Sicherheitsgrenzen der Kontaminationswerte ohne zusätzliche Behandlung nicht einhalten. Aus diesem Grund werden die Cannabisblüten nach der Ernte und Verarbeitung zur Dekontaminierung zusätzlich mit Gammastrahlung behandelt, um das Risiko einer möglichen mikrobiellen Kontamination zu minimieren. Durch diese Behandlung erhält man ein keimfreies Produkt. Da es sich bei medizinischen Cannabisblüten um getrocknetes Material handelt, hat die Bestrahlung keinen Einfluss auf die Zellen der Pflanzen und auf die Wirkung des Produktes.

Generell gilt die Gamma-Bestrahlung als sichere Methode zur Dekontaminierung. Sie wird bereits in der Lebensmittel- als auch Pharmaindustrie seit Jahrzehnten angewendet.

Eine zweite Methode der Bestrahlung, die gelegentlich bei Cannabisblüten zur Anwendung kommt, ist das sogenannte e-Beam Verfahren. E-Beam, auch als Elektronenstrahl bekannt, ist ein Strahl von Elektronen, die unter hohem Druck und hoher Energie beschleunigt werden. E-Beams werden in einer Vakuumkammer erzeugt und sind in der Lage, Materialien auf molekularer Ebene zu beeinflussen und mikrobiellen Befall in kürzester Zeit abzutöten. Dieses Verfahren ist allerdings recht kostenintensiv und kommt daher seltener zum Einsatz.

Cannabisblüten werden darüber hinaus aber auch gelegentlich mit ultraviolettem Licht bestrahlt, um ihre Wirkung zu verstärken oder um bestimmte Eigenschaften hervorzuheben. Durch die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht können bestimmte chemische Verbindungen, die sogenannten Terpene, in den Cannabisblüten verändert werden. Terpene sind Verbindungen, die für den typischen Geschmack und Geruch von Cannabis verantwortlich sind und auch bestimmte gesundheitliche Wirkungen haben können.