Cannabis zählt zu den am häufigsten von Schwangeren genutzten Freizeitdrogen. In der Gesellschaft und in den Medien wird Cannabis oft als harmlose “Freizeitdroge” dargestellt. Die Realität ist jedoch komplexer, insbesondere wenn es um die Auswirkungen des Cannabiskonsums während der Schwangerschaft geht.
In 21 US-Bundesstaaten ist der Freizeitkonsum von Marihuana bereits legalisiert und wird am häufigsten von Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren konsumiert. Mit der Legalisierung scheint auch die Sicherheitswahrnehmung gestiegen zu sein. Untersuchungen in den USA ergaben, dass sogar Apotheken Schwangeren Marihuana zur Linderung von Übelkeit empfohlen haben. Obwohl Cannabis tatsächlich eine Wirkung gegen Übelkeit hat und oft in der Krebstherapie eingesetzt wird, rät das Amerikanische Kollegium der Geburtshelfer und Gynäkologen davon ab, Marihuana zu medizinischen Zwecken vor und während der Schwangerschaft sowie in der Stillzeit zu empfehlen.
Forschungen der Icahn School of Medicine at Mount Sinai und des CUNY Queens College zeigen, dass Cannabinoide die Plazenta und die psychische Entwicklung des Kindes beeinflussen können. In einer Langzeitstudie mit 322 Müttern und ihren Kindern wurden unter anderem Verhaltensauffälligkeiten, Herzratenvariabilität und Stresshormone untersucht. Die Ergebnisse waren besorgniserregend: Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft Cannabis konsumierten, zeigten erhöhte Anzeichen von Ängstlichkeit, Aggressivität und Hyperaktivität.
Eine Studie unter der Leitung von Dr. Phoebe Dodge vom Central Michigan University College hat die Auswirkungen des Cannabiskonsums auf das fötale Wachstum untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass Cannabis Wachstumsverzögerungen bei ungeborenen Kindern verursachen kann und dass der Zeitpunkt des Konsums eine Rolle spielt.
In der Studie stellte Dr. Dodge fest, dass der Konsum von Cannabis während der gesamten Schwangerschaft den größten Einfluss auf das Wachstum des ungeborenen Kindes hat. Aber auch der Konsum nur in der Frühschwangerschaft führte zu geringerem Gewicht und Kopfumfang des Babys. Dies hat potenziell langfristige Auswirkungen, denn niedriges Geburtsgewicht und geringer Kopfumfang werden mit neurologischen und psychologischen Problemen, gesundheitlichen Komplikationen in der Kindheit und der Entwicklung verschiedener nicht übertragbarer Krankheiten im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht.
Die Forscherinnen schlussfolgern, dass es einen “Timing-Effekt” geben könnte, bei dem die Wachstumsdefizite bei denjenigen am größten sind, die während der gesamten Schwangerschaft Cannabis konsumierten. Das könnte daran liegen, dass der größte Teil der fetalen Gewichtszunahme und des Wachstums im dritten Trimester stattfindet.
Die Forschungsergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit des frühzeitigen Stopps mit dem Cannabiskonsum für die Gesundheit und Entwicklung des Fötus.
Auch wenn bekannt ist, dass Cannabis Übelkeit unterdrücken kann und dieser Effekt in der Medizin gerade in der Tumortherapie genutzt wird, ist dies kein Anzeichen dafür, dass Cannabiskonsum auch bei Schwangerschaftsübelkeit eine gute Idee wäre.
Die zunehmende Akzeptanz von Cannabis darf uns nicht dazu verleiten, die potenziellen Risiken zu übersehen, insbesondere für schwangere Frauen und ihre ungeborenen Kinder. Es ist klar, dass weitere Forschungen notwendig sind, um das vollständige Bild der Auswirkungen von Cannabis auf die fötale Entwicklung zu verstehen. Bis dahin ist es jedoch sicherer, auf der Seite der Vorsicht zu bleiben und den Cannabiskonsum während der Schwangerschaft zu vermeiden. Die Gesundheit und Entwicklung Ihres Kindes sollte immer oberste Priorität haben.